Am Anfang war die Frage: wie kann ich als Künstler dem Erklärungsanspruch der Gehirnforschung begegnen, damit Wissenschaftler,Künstler und andere spezialisierte Zellen der Gesellschaft untereinander ein kommunikatives Netzwerk bilden können? Vor 18 Jahren begann ich mit dem Projekt "Neocortex".  Die Großhirnrinde ist der Teil des Gehirns, in dem das Bewusstsein entsteht. Die Idee, das Konzept war, jeden Tag ein Bild des Bewusstseinszustands, der Gedanken und Gefühle zu malen, um es zu dokumentieren, ähnlich wie ein Tagebuch. Seit dem entstanden viele Bilder, Zeichnungen und Objekte. Das Abbild der Großhirnrinde steht dabei als Projektionsfläche für "Reaktion der Erinnerung" in der Zeit.

Das Ohr und Innenohr ist für mich ein Symbol für das Fühlen. Das sogenannte "Labyrinth" mit der "Schnecke" (Cochlea) ist das Gleichgewichtssystem und signalisiert die Lage des Körpers im Raum. Im Türkischen bedeutet das Verb "Hören" zugleich "Fühlen". Was durch das Ohr ins Bewusstsein dringt, wird zu Gefühltem - das Hören (Horchen) scheint für die Erfahrung der Welt wichtiger zu sein als das Sehen. Das Erfassen der Welt - das Fühlen der Welt - ist beim Sehen begrenzt, beim Hören (Horchen) entgrenzt.

In diesem Sinn sind meine Arbeiten zu verstehen: als intensive Auseinandersetzung mit  Wahrnehmungsbegrenzung und Wahrnehmungsentgrenzung; sie haben die Sinne und Sinnschärfung zum Thema. Meine Arbeit ist das bildhafte Ergebnis meditativen Beobachtens der Zustände des Gehirns.